Am 25.2.21 fand im Gleichstellungsausschuss eine Expert*innen-Anhörung zum Thema „Teilhabe von Seniorinnen und Senioren durch Digitalisierung – Eine Strategie für Hamburg“ statt – mit überwältigender Resonanz.
Fast 3000 Zuschauer*innen waren im dreistündigen Livestream der Hamburgischen Bürgerschaft dabei!

Die wichtigsten Vorschläge, Ideen und Forderungen, die von insgesamt sechs Expert*innen gestellt wurden:
Ältere Menschen sind die am stärksten wachsende Gruppe im Netz, aber es fehlt an passenden Angeboten für sie. Es gibt keinen Überblick über die vorhandenen Angebote. Dafür brauchen wir eine digitale Plattform in jedem Stadtteil.
Für Menschen mit Grundsicherung muss kostenloses WLAN übernommen werden und in allen Pflegeheimen muss WLAN selbstverständlich sein. Für ältere Menschen müssen kostenlose Leihgeräte vorhanden sein, zum Kennenlernen, um Ängste abzubauen und für alle, die sich Tablet und Smartphone nicht leisten können. Anglizismen müssen vermieden werden, denn damit schließen wir viele Ältere aus.
Dafür brauchen wir ältere Influencer*innen, die anderen zeigen, wie es geht. Ein Digital-Pakt Alter muss her, denn es fehlen Schulungs-Strategien für ältere Menschen. Das Schöne: Es ist in jedem Alter möglich, dazuzulernen.
Weitere Forderungen:
- Forschung muss Ältere einbeziehen und darf nicht bei 65plus enden
- Wir brauchen einen runden Tisch mit Banken, Krankenkassen, Handel, VHS, Bücherhallen, Seniorentreffs, Providern, Einzelhandel, Altenheimbetreibern, Pflegediensten und vielen mehr
- Ältere müssen heute den Schritt in die digitale Welt machen – aber es müssen Angebote geschaffen werden, damit das auch funktioniert, z.B. von Banken, Krankenkassen, Ämtern und überall, wo analoge Angebote eingestellt werden.
Und hier unsere Expert*innen:
Dagmar Hirche, Vorsitzende Wege aus der Einsamkeit, findet es beschämend, dass Pflegeheime immer noch nicht flächendeckend WLAN anbieten. Und beschreibt das Alter heute als extrem vielfältig.
Sie hat mit jungen Geflüchteten zusammengearbeitet, die Älteren digitale Technik erklärt haben, das funktioniere sehr gut.

Professor Dr.Dr. h.c. Andreas Kruse, Vorsitzender der 8. Altersberichtskommission, Professor für Psychologie und Gerontologie, gibt Land und Kommunen die Verantwortung dafür, dass alle Haushalte mit digitaler Technik ausgestattet sind.
Ältere Menschen wollen im häuslichen Umfeld wohnen bleiben, die digitale Daseinsvorsorge helfe entscheidend dabei.

Nicola Röhricht, Referentin der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V., lobt Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, die fertige Bildungspläne haben. Man brauche eine Strategie, den Digital-Pakt.
Gute Beispiele müssten geteilt werden. Die Wirtschaft sei in der Pflicht. Hersteller von Technik sollten an den Tisch geholt werden, updates müssten leichter handhabbar sein. Ein Bildungsplan sei gut, ein festgelegtes Curriculum allerdings nicht. Für die Einbeziehung von Menschen mit Migrationshintergrund bräuchten wir Brückenbauer*innen, Bindeglieder, auf die wir zugehen müssten. Und zuallererst müsse der Nutzen der Technik erklären werden, z.B. über Google earth, man könne an fremde Orte reisen, auch wenn man nicht mobil sei.

Jens Stappenbeck, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, fordert, dass digitale Bildung kostenfrei sein muss, wir brauchen Einzel- und Gruppenangebote. In Seniorentreffs fänden sich oft nur in die Jahre gekommene Endgeräte, das reiche nicht. Es müssten digitale Geräte zur Verfügung gestellt werden.
Uta Keite, Beschäftsführerin Bücherhallen Medienprojekte GmbH, baut gerade Kontakte zu Migrantenorganisationen auf, das könnte man gut in den Medienlieferdienst einbauen. Sie plane Hausbesuche und auch Besuche in Seniorenheimen. Ihre digitalen Kurse seien immer alle ausgebucht.
Joachim Schulte, Projektkoordinator Digitale Engel, Projektleiter Digitalkompass, erzählt, dass die Digitalen Engel von Oktover bis November in Hamburg und Schleswig-Holstein unterwegs sein werden. Sie stünden auf Marktplätzen, um über ihr Angebot zu informieren. Viele Ältere wollten in Kontakt bleiben, lesen Zeitung im Netz, suchten nach Fahrplänen oder spielen. D i e Alten gäbe es genauso wenig wie d i e Jungen – und alt sei nicht gleichbedeutend mit offline.
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