In der Seniorenwohnanlage Hospital zum Heiligen Geist in Hamburg-Poppenbüttel haben sich am Dienstag Vertreter:innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis getroffen, um über die Zukunft der Technik und Innovation in der Pflege zu diskutieren.
Die öffentliche Wertschätzung für die Pflege ist durch die Corona-Pandemie gestiegen. Aber es braucht mehr Geld, mehr Personal und mehr Wertschätzung, sowie technische Innovationen, um dem Pflegefachpersonal wieder mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben der Pflege zu ermöglichen oder die Pflege insgesamt zu verbessern.
Wie solche Innovationen aussehen, wurde zuvor in der Präsentation der Ergebnisse des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Projekts EXGAVINE vorgestellt. In dem Projekt geht es um die Entwicklung und Evaluierung immersiver Bewegungsspiele zur therapeutischen Behandlung neurologischer Erkrankungen. Dazu wurden drei Bewegungsspiele entwickelt und evaluiert, die sowohl körperlich als auch kognitiv herausfordernd sind. Das Projekt wird seit 2018 von der Universität Hamburg koordiniert und gemeinsam im Verbund mit RetroBrain in Hamburg, gamelab.berlin, Velamed in Köln, der Hochschule Düsseldorf und mit dem Hospital zum Heiligen Geist als Praxispartner durchgeführt.
Im Festsaal des Hospitals wurden nachmittags in einer Podiumsdiskussion die Herausforderungen der Digitalisierung in der Pflege diskutiert. Nach dem Grußwort von Frau Sibylle Quenett, Leiterin des BMBF-Referats “Interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität”, haben zunächst Prof. Dr. Frank Steinicke von der Universität Hamburg und Prof. Dr. Kristian Hildebrand von der Berliner Hochschule für Technik das Projekt VITALab vorgestellt. Das VITALab ermöglicht es, neue Innovationen und Technologien in verantwortungsvoller Art und Weise zum Menschen zu bringen.
Dazu werden zunächst im Labor VITALab.first ausschließlich mit gesunden Menschen Untersuchungen gemacht, die sicherstellen, dass die Innovationen sicher, zuverlässig sowie benutzerfreundlich sind und akzeptiert werden. Erst wenn diese Unbedenklichkeit und ein potenzieller therapeutischer Nutzen sichergestellt wurden, werden Anwendungen z.B. in das VITALab.one übertragen und dort in Feldstudien gemeinsam mit Bewohner:innen im Hospital erprobt. Die Ergebnisse können dann wieder zurückgeführt werden, um die Anwendungen weiter zu verbessern. Ein besonderes Highlight stellt das VITALab.mobile dar.
Dieses Labor kommt von außen als LKW daher, aber ist innen ein Labor mit Augmented und Virtual Reality Lösungen. Das Labor ermöglicht es, neue virtuelle Therapieformen direkt im Alltag von Patientinnen und Patienten zu erproben.
Im Anschluss leitete Herr Nizar Müller, Projekt- und Innovationsmanager, durch die spannende Podiumsdiskussion. Aus der Hamburger Bürgerschaft nahmen Frau Britta Schlage (SPD), Frau Christa Möller-Metzger (Grüne) sowie Frau Anke Frielieng (CDU) teil. Hospital-Vorstand Michael Kröger betonte dabei die Wichtigkeit der Digitalisierung im Pflegebereich und Umsetzung der digitalen Teilhabe für die Senior:innen. „Dies kann jedoch nicht allein durch die Träger der Senioreneinrichtungen finanziert werden.“, sagte Herr Kröger.
Hier wünscht er sich mehr Unterstützung und innovative Förderungskonzepte durch Politik und Verwaltung. „Denn von der Zusammenarbeit von Senioreneinrichtungen und Forschung profitieren beide Seiten; spezielle Fachkenntnisse können ausgetauscht und schnell gemeinsam die Umsetzung und der Nutzen in der Praxis überprüft werden“. Prof. Dr. Frank Steinicke vertrat die Perspektive der Wissenschaft und betonte, dass das VITALab genau für eine solche Zusammenarbeit eine Blaupause in Hamburg sein könnte.
Am Ende ihres Grußworts hatte Frau Quenett noch eine gute Nachricht: Das VITALab wird für weitere 12 Monate durch das BMBF gefördert. Danach soll es in nachhaltige Strukturen überführt werden, um in Hamburg auch weiterhin Innovationen in der Pflege zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis in verantwortungsvoller Art und Weise umzusetzen.
von Prof. Dr. Frank Steinicke
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