Grünen-Abgeordnete wünscht sich mehr Treffpunkte
„Einsamkeit ist keine Krankheit. Sie ist ein Problem, aber keine Epidemie“, sagt die Bochumer Forscherin Maike Luhmann im Kaisersaal des Hamburger Rathauses.
Durch Corona geriet das Thema in die gesellschaftliche und politische Diskussion. Aber schon vorher gab es einen Anteil von bis zu zehn Prozent von Menschen, die immer einsam sind. Und das sind laut Luhmann nicht nur Ältere, sondern immer öfter auch junge Erwachsene. „Einsamkeit ist nicht allein sein. Das tun Viele freiwillig und empfinden es als angenehm“, erklärt Maike Luhmann. Einsamkeit hingegen ist schmerzhaft.
Sie kann zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen führen, aber auch zu Herz-Kreislauf-Beschwerden. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen, es gibt aber regionale Unterschiede. So sind im Nordosten Deutschlands besonders viele Menschen einsam. Risikofaktoren sind vor allem Arbeitslosigkeit, Armut, Migrationshintergrund, schlechte Gesundheit und Ereignisse wie Trennung oder Tod. Hilfreich hingegen ist es, langfristige soziale Netzwerke aufrechtzuerhalten und neue soziale Kontakte aufzubauen.
Auch Sorgentelefone können unterstützen, es gibt bereits Hilfsprogramme. Doch die sind laut der Forscherin noch schlecht vernetzt und chronisch unterfinanziert, ihre Wirksamkeit sei nicht überprüft. Hier sei auch die Politik gefordert, so Maike Luhmann. „Es ist großartig, dass das Thema endlich erkannt wird. Einsamkeit ist kein Stigma und muss heraus aus der Tabuzone“, sagt Christa Möller-Metzger.
Die Abgeordnete aus Rahlstedt ist seniorenpolitische Sprecherin der grünen Bürgerschaftsfraktion. In Japan und Großbritannien gibt es ein Einsamkeitsministerium. Es geht aber auch anders, so Möller-Metzger: „Ich wünsche mir in den Stadtteilen mehr Treffpunkte, die für alle zugänglich sind.“ Auch Kultur und die öffentlichen Bücherhallen könnten helfen – und Sitzbänke, auf denen man sich unterhalten kann.
Hamburger Wochenblatt, 16. Juli 2022, Ausgabe Rahlstedt, Text und Bild Rainer Glitz
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